André Sablière – wohl eines der leichtesten Räder der späten Siebziger.

(Damenrad)

Vor ein paar Tagen hatte ich die Möglichkeit, von einem älteren Ehepaar diese beiden für sie auf Maß gebauten Räder zu kaufen. Gleich zwei dieser Sablière-Räder in Deutschland in diesem Zustand zu bekommen, ist schon eine absolute Besonderheit. Das Ehepaar reiste Ende der Siebziger nach Frankreich, um die Rahmen dort zu bestellen. Sablière hatte beim ersten Besuch jedoch kein großes Interesse daran, für die beiden Deutschen Rahmen zu fertigen. Erst als sie am nächsten Tag mit einem Bekannten erneut die Werkstatt aufsuchten, ließ sich der Meister überzeugen, Rahmen für die beiden zu bauen. Das Ehepaar hatte bei Brügelmann im Laden von Sablière und seinen extra leichten Rädern erfahren. Sie wollten das beste Material für ihr Hobby haben. Bis zur Auslieferung der Räder dauerte es dann allerdings noch über ein Jahr.

Warum dieser Rahmenbauer und was macht ihn so besonders?

André Sablière ist wieder einer dieser kleinen französischen Konstrukteure, die wahnsinnige Rahmen, weit abseits des Mainstreams gefertigt haben. Jeder seiner Rahmen ist ein Kunstwerk, in mühevoller Handarbeit in vielen Arbeitsstunden gefertigt. Kein Rahmen gleicht dem anderen. Sablière setzte schon früh auf den Werkstoff Aluminium und entwickelte hierzu eine eigene Legierung, die sich besonders für den Bau von Fahrradrahmen eignete. Dieser Rahmen ist komplett aus Aluminium gefertigt, selbst der Gabelschaft und die Ausfallenden. Dies gab es sonst zu dieser Zeit kaum. Sablière war in Sachen Gewicht allen anderen Rahmenbauern zu dieser Zeit deutlich voraus. Wenn man sich auch einmal die ausgeklügelte Zugführung sowohl der Brems- als auch der Schaltzüge anschaut, sieht man diese absolute Liebe zum Detail. Einige Profis sollen sich zu der Zeit leichte Bergräder in Saint-Étienne anfertigen lassen.

Dieser Rahmen ist einfach ein Traum! Damenmodelle von ihm sind sehr selten zu finden. Auch bei diesem Rahmen hat er sich größte Mühe gegeben – der Rahmen ist noch einmal leichter als das Herrenrad. Aufgebaut ist er mit den absolut leichtesten Teilen dieser Zeit. Ich muss hierzu kurz erwähnen, dass ich mich nach sehr vielen Campagnolo Super / C Record Aufbauten immer wieder an den tollen französischen Teilen erfreuen kann. Gibt es einen schöneren Steuersatz als den bei BF Belleri von JP Routens designten, nur 68g wiegenden?

Ansonsten nur französischer Leichtbau vom Feinsten: CLB Professional Bremsen, Tevano Kurbel, Huret Jubilee Schaltgruppe, den genialen Sablière-Felgen – die später SSC-Felgen bei Mavic wurden, der ultraleichte Ideale 2001 Sattel, der 130g leichte Maillard Dural Alu Schraubkranz und die leichten Maillard 700 Pedale mit Zefal Alu Haken. Mehr französischer Leichtbau ging zu der Zeit sicher nicht. Dieses Rad ist Kunst! Dieser Klassiker ist sicher etwas für jeden Liebhaber extrem leichter Räder. Wer sich an der traditionellen Kunst des Rahmenbaus erfreuen kann, dem gehen hier sicher die Augen auf. Eine echte Maschine mit einem Gewicht von gerade einmal 6,9 kg (wie abgebildet – „fahrfertig").

Für die ehemaligen Besitzer wäre es wünschenswert, wenn die beiden Räder zusammenbleiben und die neuen Besitzer sich ebenfalls wieder fast 50 Jahre daran erfreuen können. Ein weiterer Laufradsatz mit frühen Mavic-Naben und Agent 10-Felgen sowie Sablière-Prospekten wäre im Paket ebenfalls enthalten.