Gérard Souchet ist wieder einer dieser kleinen französischen Rahmenbauer, auf den es sich lohnt einen genaueren Blick zu werfen. Mir waren die Arbeiten Souchets bis vor kurzem auch unbekannt, dann hatte ich die Gelegenheit dieses Rad zu erwerben und ich muss sagen, dass mich der Rahmen schwer begeistert. Über Gérard Souchet findet man sehr wenige Informationen im Internet und selbst meine französischen Freunde, die sich mit Rahmenbauern aus ihrer Heimat normalerweise sehr gut auskennen, sagt der Name nicht viel. Es gibt zwar eine Internetseite, auf der ein paar Bilder seiner Rahmen abgebildet sind, aber ansonsten findet man nur sehr wenige Dokumentationen über ihr. Dieser Rahmen mit all seinen "aero" - optimierten Flügeln ist auf jeden Fall ein Hingucker. Die gesamte Geometrie ist sehr ungewöhnlich und zeigt die Experimentierfreudigkeit französischer Rahmenbauer Mitte der Achtziger. Die geschwungenen Sitzstreben sollten den Rahmen am Hinterbau stabilisieren. Die gefüllten Rahmendreiecke sollte die Luft besser um den Rahmen leiten, um so Verwirbelungen zu reduzieren. Dadurch sollte das Rad weniger Luftwiderstand besitzen und so schlichtweg schneller werden. Wenn man sich den Gabelkopf anzieht, bekommt man ebenfalls einen Eindruck, in welche Richtung die Gedanken des Rahmenbauers gingen.
Ich persönlich finden den Rahmen von seiner Herangehensweise und der Art der Konstruktion einfach nur genial und absolut einzigartig. Alles ist sehr sauber gearbeitet und wunderschön von Hand verschliffen.
Falls es da draußen jemanden gibt, der weitere Informationen zu Gérard Souchet hat, darf sie/er/ sich gerne bei mir melden.
Aufgebaut ist das Rad auch ein wenig „typisch französisch" - nämlich gemixt. Und ganz ehrlich, ich finde es manchmal sehr langweilig, wenn es Fahrrad einheitlich nach dem Vorbild eines Kataloges aufgebaut ist. Natürlich spielt Originalität immer eine Rolle. Aber gerade bei diesem besonderen und wahrscheinlich einzigartigen Rahmen macht ein Aufbau, aus unterschiedlichen Parts, die den Ansprüchen besser angepasst sind, sogar viel mehr Sinn. Die Stronglight 107 Kurbel beispielsweise finde ich persönlich eine der schönsten Kurbeln der Achtziger. Den Mix aus Campagnolo C-Record Schalthebeln in Verbindung mit dem Super Record Schaltwerk / Umwerfer kann man sowieso machen, da diese zu der Zeit auch parallel erhältlich waren. Die Spidel gelabelten Mafac Bremsen sind technisch ebenfalls eine andere Liga als viele deutlich bekanntere Bremsen dieser Zeit. Auch hier hat man sich sicher für die C-Record Hebel entschieden, weil die Züge schon "aero" verlegt werden konnten.

Der Laufradsatz aus tollen Wolber Profil Felgen mit besten Maillard Naben läuft sensationell. Bei den Naben kamen schon gedichtete Lager zum Einsatz, die deutlich haltbarer waren und einen viel besseren Leichtlauf hatten.

Ich finde dieses Rad sehr gelungen, ein Rad für den Liebhaber besonderer Klassiker, die die hohe Kunst des Rahmenbaus zu schätzen wissen. Für alle die, die ein wahrscheinlich einzigartiges Rad möchten, welches man so sicher kein zweites Mal findet.